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Kann ein Coworking Space das richtige für Anwälte sein?

Coworking Spaces sind die moderne Form des Büros: Nicht nur die Angestellten von einem Unternehmen, sondern freie Mitarbeiter, Selbstständige, Freelancer und eben auch der ein oder andere Anwalt nutzen Coworking Spaces.

Das Fraunhofer-Institut untersuchte vor einiger Zeit explizit die sogenannte „Faszination der Coworking Spaces“. Ohne genau erklären zu können, wieso diese Arbeitsmethode eigentlich so interessant ist, zieht sie viele verschiedene Menschen an. Unterschiedliche Berufsgruppen finden sich an einem Ort zusammen – so wie im Studium der ein oder andere die Ruhe und den Fleiß der Kommilitonen am Nebentisch ausgenutzt hat, um sich selbst zum Arbeiten zu motivieren.

Verlockend also die Idee, diese Möglichkeit auch als Anwalt zu nutzen. Immerhin muss man eine ganze Menge Arbeit am Schreibtisch erledigen und kann dank Laptop und Internet heute mehr oder weniger überall arbeiten. Die Zeiten, in denen ein Anwalt an einen bestimmten Schreibtisch gebunden war, sind dank Scanner und Co vorbei. Denn selbst Gerichtsakten lassen sich digitalisieren und auf dem Rechner mitnehmen. Dabei kommt man auch schon auf das erste Gegenargument zu Coworking Spaces für Anwälte: Ist der Datenschutz hier wirklich gewährleistet?

Argumente gegen die Arbeit im Coworking Space als Anwalt

Anwälte kommen mit vielen sensiblen Daten in Kontakt. Dazu gehören nicht nur persönliche Schreiben, sondern auch Gerichtsakten, die ihnen exklusiv zur Verfügung gestellt wurden. Ein Coworking Space ist per Definition offener als ein eigenes Büro. Das gilt vor allem, wenn man nicht an einem festen Platz sitzt und einen eigenen Schreibtisch hat. In einem riesigen Arbeitsraum fällt kaum auf, wenn jemand länger vor dem falschen Bildschirm stehen bleibt oder sogar einen Zettel mitnimmt.

Das zweite große Argument gegen die Arbeit in Coworking Spaces für Anwälte ist die Ablenkung durch andere. In einem Artikel zum Thema beschreibt Andrew Cabasso ausführlich seine Bedenken. Dazu zählt die Überlegung, dass Coworking Spaces von der Kreativbranche entwickelt wurden. Autoren, Marketingexperten, Texter und Grafikdesigner profitieren von der kreativen Atmosphäre und genießen den Austausch. Dadurch ist es rund um den Tisch lauter und lebendig – und die Situation nicht immer auf konzentriertes Arbeiten ausgelegt.

Ein drittes Gegenargument ist die fehlende Professionalität eines Coworking Spaces. Im Gegensatz zum Nimbus der eigenen Kanzlei sinkt möglicherweise das Ansehen eines Anwalts, wenn er im Gespräch mit einem Kunden die Kollegen um Ruhe bitten müsste oder die Reste eines Entwurfs vom Tisch schieben muss.

Coworking Space ist nicht gleich Coworking Space: Argumente für Anwälte

Viele der Argumente gegen Coworking Spaces für Anwälte lassen sich durch ein Argument der Form „Aber nicht alle Coworking Spaces…“ widerlegen oder abschwächen.

Beispielsweise gibt es ganz unterschiedliche „Kulturen“ vor Ort in verschiedenen Coworking Spaces. In einigen Bereichen ist es sicherlich üblich, lebendige Diskussionen auch über den Tisch zu führen oder die vorübergehenden Kollegen um Rat und Inspiration zu bitten. In anderen geteilten Büros hält man sich aber auch an klassische Büroregeln, so dass sich auch der vielleicht weniger professionelle Eindruck eines Coworking Spaces relativiert. Deswegen eignen sich solche Coworking Spaces auch für Anwälte als Arbeitsort.

Ansonsten lassen sich auch Alternativen zwischen dem klassischen Büro und einem offenen Coworking Space finden, beispielsweise das Anmieten von Büros auf Zeit. Bei einem Angebot, das deutschlandweit funktioniert kann man so gerade als Anwalt auch Kunden deutschlandweit empfangen. An einem ruhigen Ort – ohne diesen Ort das ganze Jahr über finanzieren zu müssen.

 

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