Körpersprache besser lesen – So entwickeln Sie Ihre Beobachtungsgabe

„Man kann nicht nicht kommunizieren.“ – Dieses Zitat von Paul Watzlawick haben die meisten schon einmal gehört. Aber was es eigentlich heißt, permanent nonverbale Signale auszusenden und wie hilfreich es ist, diese zu lesen, ist nur den wenigsten bewusst. Dabei kommunizieren wir zu weit mehr als 50 Prozent über unsere Körpersprache – unsere unbewusste Mimik und Gestik signalisiert anderen, was in uns vorgeht und wir reagieren auf die nonverbalen Signale, die wir von anderen empfangen. Es findet also tatsächlich auch nonverbal ein Austausch von Informationen und damit Kommunikation statt.

Doch die Signale zu verstehen, ist leider längst nicht so trivial, wie uns einige selbsternannte Experten weismachen wollen. Die vor der Brust verschränkten Arme bedeuten nicht automatisch Ablehnung. Viele empfinden diese Pose einfach als bequem oder frieren vielleicht ein wenig. Es gibt leider keine Möglichkeit, Gesten 1:1 wie mit einem Wörterbuch zu übersetzen. Die Thematik ist wesentlich komplexer und eine Deutung ist immer nur durch das Zusammenspiel von Mimik, Gestik und Körperhaltung möglich. Dazu kommt, dass eben jeder Mensch ganz individuelle Gewohnheiten und Ausdrucksformen hat, die man erst einmal kennenlernen muss, um Abweichungen richtig zu deuten. Wenn jemand mit den Fingern auf die Tischplatte trommelt, kann das verschiedene Gründe haben. Vielleicht ist er oder sie nervös, gelangweilt, ungeduldig oder einfach nur sehr konzentriert bei der Arbeit. So oder so werden Sie aber nur dann in der Lage sein, Menschen und Ihre nonverbalen Signale besser einzuschätzen, wenn Sie sich darin üben.

Wartezeiten in Sherlock Holmes-Manier nutzen

Gerade wenn Sie sowieso auf etwas warten, können Sie die Zeit sinnvoll nutzen und Ihre Mitmenschen einmal genau beobachten. Achten Sie, wenn Sie das nächste Mal beim Supermarkt in der Schlange stehen, auf die nonverbale Mienen- und Gestenkommunikation zwischen Kunden und Kassierern. Wenn Sie auf den Zug oder am Flughafen warten und auch während der Fahrt oder des Fluges, sollten Sie sich ein Beobachtungsobjekt oder am besten eine kleine Gruppe von Menschen aussuchen und deren nonverbale Kommunikation einmal bewusst verfolgen. Versuchen Sie mal, jedem Menschen in der Gruppe eine Geschichte zuzuordnen. Ungefähr so, wie es Sherlock Holmes mit Hilfe der Deduktion in vielen Filmen vorgemacht hat.

  • In welcher Stimmung befindet sich der Mensch?
  • Welche Charakterzüge weist er wohl auf?
  • Wie ist sein Lebenshintergrund? (Single, Verheiratet, Kinder…)
  • Was ist er oder sie von Beruf?

Filme ohne Ton ansehen

Besonders schulen kann man seine bewusste Wahrnehmung nonverbaler Signale, indem man beim Fernsehen einfach mal den Ton stumm schaltet. Versuchen Sie einmal, die Gesprächsinhalte auch ohne Ton zu verstehen und Sie werden feststellen, wie viel Sie trotzdem mitbekommen. Am einfachsten geht das, wenn Sie sich die gleiche Sequenz mehrmals hintereinander anschauen können. Dann können Sie sich bewusst auf einzelne Ebenen der komplexen nonverbalen Kommunikation konzentrieren. Achten Sie beim ersten Durchlauf z.B. nur auf die Augen, beim zweiten Mal auf die Körperhaltung, beim dritten Mal vielleicht auf den Mund. Nach und nach wird sich das Puzzle zusammensetzen und Sie werden überrascht sein, wie gut Sie die Situation verstehen können.

Laura Keddi

Laura Keddi ist Marketing-Expertin bei Anwaltssekretariat.de. Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit bildet das heute auch für Juristen nicht mehr wegzudenkende Online Marketing, aber auch Themen wie Mandantengewinnung, Kanzleikommunikation und Pressearbeit zählen zu ihrem Ressort.