Self-Management für Anwälte: So bewahren Sie eine gute Work-Life-Balance

Self-Management für Anwälte: So bewahren Sie eine gute Work-Life-Balance

  • Selbstmanagement

Anwälte arbeiten in einem Bereich mit hohem Druck und vielen Anforderungen. Egal ob selbstständig oder als Angestellter: Die Arbeitszeit ist oft schlecht planbar und teilweise sehr ungewöhnlich. 

So ein chaotischer Zeitplan wirkt sich direkt auf das Leben aus: Wer häufig Verabredungen absagen muss, weil in letzter Minute ein Termin auftaucht, braucht belastbare Freunde. Oder eben nur solche, die in der gleichen Nische arbeiten oder als Selbstständige die Belastung verstehen. Damit schränkt man sich selbst stark ein und die Zahl der möglichen Freunde und Beziehungen sinkt.

Ein normales Familienleben kann ebenfalls unter hohen Ansprüchen an Zeit und Verfügbarkeit leiden. Wer mehr als 50 Stunden in der Woche arbeitet und dann auch noch gelegentlich „plötzlich fehlt“ (weil ein dringender Termin dazwischenkommt), ist nicht gerade ein zuverlässiger Teil der Familie.

Viele Anwälte suchen Wege um diesen Stress herum. Für Angestellte liegt die Verantwortung dabei eher beim Arbeitgeber. Selbstständige und Führungskräfte müssen oft Selbstdisziplin aufbauen, um die Belastung zu verringern.

Erfolgreiches Self-Management für selbstständige Anwälte

Selbstständige Anwälte planen ihre Termine selbst – das klingt zunächst nach einer perfekten Möglichkeit, Privatleben und Arbeitszeit getrennt zu halten und die Arbeit eher nach den Ansprüchen des Privatlebens auszurichten. Wenn das Kind morgens krank ist, arbeitet man eben nachmittags. So stellen sich viele Angestellte die Situation vor.

Realistisch ist es aber oft so, dass gerade Selbstständige von der Arbeit eher „überrannt“ werden. Die Arbeitszeiten dehnen sich immer weiter aus, weil man noch einen weiteren Mandanten annimmt, einen Auftrag erledigen und eine Deadline einhalten muss.

Ein wichtiger Tipp für viele Anwälte ist, beim Wachsen der Kanzlei am eigenen Stundenlohn und nicht nur am Gesamtverdienst zu schrauben. Wachstum ist gerade am Anfang wichtig. Aber er muss sich auch darauf beziehen, wie viel man für seine Arbeit zurückbekommt. Manchmal gibt es Phasen, in denen sich der Erfolg der Kanzlei so darstellt, dass am Ende des Monats besonders viel Geld auf dem Konto landet. In anderen Phasen sollte eine Statuserhöhung dagegen zum Beispiel in einem zusätzlichen freien Nachmittag pro Woche resultieren.

Durch diese Perspektive kann es sich zum Beispiel lohnen, „Nein“ sagen zu lernen. Während am Anfang der Karriere jeder neue Mandant mindestens die Erfahrung wert war, kommt irgendwann der Punkt, an dem neue Anfragen auch mal abgelehnt werden müssen. Diese Übung ist für frisch Selbstständige schwer zu nehmen, aber sie lohnt sich.

Erfolgreiches Self-Management für Anwälte in Unternehmen

Dass vollkommen überarbeitete Mitarbeiter letztlich nur Verluste für Unternehmen bedeuten, verstehen mittlerweile auch amerikanische Kanzleien. Hier ist die Idee, dass jemand, der „nur“ Vollzeit arbeitet, nichts leistet, immer noch sehr verbreitet. Abhilfe sollen Programme schaffen, mit denen Mitarbeiter entlastet werden. Sie sollen zum Beispiel tatsächlich nach den vereinbarten 40 oder 50 Stunden in der Woche nach Hause gehen können.

Untersuchungen zeigen aber auch, dass solche Ansätze nur funktionieren, wenn gleichzeitig ein Kulturwandel stattfindet. Mitarbeiter dürfen zum Beispiel nicht mehr dafür belohnt werden, dass sie Überstunden machen. Hier ist Disziplin auf beiden Seiten gefragt: Unternehmen müssen wieder lernen, welche Belastung tatsächlich realistischer Weise in 40 Stunden zu schaffen ist. Und Angestellte müssen (wie ihre Selbstständigen Counterparts) lernen, „Nein“ zu neuen Aufgaben zu sagen.

In einigen Managementunternehmen hat dieser Perspektivwechsel funktioniert: Wer mehr Stunden für ein Projekt braucht, als er angesetzt hat, hat offenbar schlecht geplant. So vergeht die Lust auf Überstunden.

Einige kleinere Firmen starten immer wieder mit der Idee durch, tägliche Maximalleistung sei ein realistisches Ziel. Sie schelten Angestellte für Krankentage, belohnen Überstunden und machen langsam, aber sicher jeden einzelnen Mitarbeiter krank. Ob psychisch oder physisch: der permanente Stress tut nicht gut.

Firmen, die schon etwas gewachsen sind, können sich erlauben, auch mal durchzuarbeiten und Bilanz zu ziehen: Sind 40 konzentrierte Arbeitsstunden in der Woche nicht mehr wert, als 60, von denen effektiv nur 40 mit niedriger Konzentration genutzt werden?