Vor dem Start: Planen Sie die laufenden Kosten Ihrer Anwaltskanzlei

Vor dem Start: Planen Sie die laufenden Kosten Ihrer Anwaltskanzlei

  • Kanzleigründung

Viele Gründer stehen nach einigen Monaten vor einem riesigen Finanzierungsproblem – das sieht auch bei Anwälten nicht anders aus. „Ich hab‘ mich verschätzt“ ist die häufigste Antwort von gescheiterten Selbstständigen – wie vermeidet man schon beim Verfassen des Businessplans dieses Problem? 

Über- und Unterschätzt – wieso Gründer an den Finanzen scheitern

Mit „Ich hab‘ mich verschätzt“ ist eins von zwei Problemen gemeint (oder manchmal beide): Einerseits überschätzen Gründer oft die Einnahmen und Einnahmenentwicklung für ihr Unternehmen oder ihre Kanzlei. Auch wenn Sie extrem gut sind, muss sich diese Information erst mal rumsprechen. Ein junger Anwalt hat nicht sofort den gleichen Mandantenstamm wie ein etablierter Kollege in der gleichen Stadt.

Ein wichtiger Faktor hier ist auch die Gründungsphase selbst zu berücksichtigen: Bevor es losgehen kann, vergeht Zeit. Zur Sicherheit sollten 2-3 Monatsgehältern bereitliegen. Es kann so lange dauern, einen guten Ort für eine Kanzlei auszuwählen und die Räume zumindest so weit auszustatten, dass Mandanten vorbeikommen können. Diese zeitliche Verzögerung, bevor Umsätze entstehen, haben schon so manchem „fixen“ Gründer das Genick gebrochen. Der einfache Tipp: Planen Sie – mit Luftlücken – viel Zeit ein, bis es wirklich ans Geldverdienen gehen wird. Wenn Sie schneller als Ihr Plan sind, ist das nur positiv.

Andererseits unterschätzen Anwälte und Gründer oft die laufenden Kosten, die im Betrieb auf sie zukommen werden. Sie planen zwar ein Budget für die erste Einrichtung und bestimmte Fixausgaben wie Raummiete oder Leasinggebühren für einen Wagen ein, vergessen aber so viele „Kleinigkeiten“, dass die Kleinigkeiten sich zu einem großen Haufen auftürmen.

Schuldenberg durch Druckerpapier? Die kleinen laufenden Kosten einer Anwaltskanzlei

Wahrscheinlich ist keine Kanzlei je nur daran gescheitert, dass sie die Gebühren für das Druckerpapier nicht mehr bezahlen konnte. Aber Druckerpapier, Tinte, Kaffee, Heizung, IT-Beratung und so weiter und so fort sammeln sich an. Die meisten kennen das Gefühl aus ihrem privaten Leben: Fast jeden Monat gibt es „Ausnahmeausgaben“ – ein Geburtstag, ein Jubiläum, eine Reise… – die das sorgfältig geplante Budget zerschlagen.

Also denken Sie beim Planen an viele verschiedene Kategorien – und vergessen Sie nie die Kategorie „Sonstiges“ für alles, was Sie jetzt noch nicht absehen können.

  • Kanzleiräume
    • Miete von Kanzleiräumen
    • Nebenkosten (Heizung, Strom)
    • GEZ
  • Kommunikation
    • Internet- und Telefon-Vertrag
    • Handykosten
    • Mobiles Internet
    • Faxgerät (und Vertrag)
    • Portokosten und Briefumschläge
  • Büromaterialien
    • Computer, Drucker, Scanner, Kopierer
    • Papier, Tinte, Stifte,…
    • Aktenordner, Schutzhüllen, Heftklammern,…
  • Werbung/Marketing
    • Webseitenbetrieb
    • Eintragung in Register
  • Verwaltung
    • Steuerberatung
    • Rechtsberatung (für externe Experten)
    • Buchhaltung
    • Mitgliedschaftsbeiträge
  • Fortbildung
    • Fachliteratur
    • Reisekosten
    • Kursgebühren
    • Zugang zu Datenbanken zu Fachthemen
    • Zeitschriften
  • Versicherungen
    • Betriebliche Versicherungen
    • Persönliche Versicherungen (Kranken-, Haftpflicht-,…)
  • Personalkosten
    • Sekretariat
    • Reinigungsunternehmen
    • Reparaturen, Instandhaltung, Renovierung
  • Transportkosten
    • KFZ-Versicherung, Leasing, Finanzierung
    • Bahntickets, Busfahrkarten
    • Parkgebühren
  • Finanzierungskosten
    • Zinsen
  • Sonstiges

Keine Panik – aber gute Planung

Bei einer Gründung gibt es eine Menge zu beachten und vieles, das man vorab nicht weiß, sondern erst lernen muss. „Learning by doing“ ist hier die Devise – aber es gibt auch eine ganze Reihe von Hilfen und Unterstützung.

Bei der Planung hilft zum Beispiel unsere Checkliste zur Kanzleigründung. Hier gibt es nicht nur Tipps zum Thema „laufende Kosten“, sondern auch zu formalen Hürden, die ein junger Gründer nehmen muss.

Praktisch gibt es auch von Universitäten aus oft Hilfe bei der Gründung nach dem Studium. In größeren Städten finden Sie oft auch Anlaufstellen speziell für Gründer. Die sind nicht unbedingt auf Anwälte spezialisiert, aber behandeln alle allgemeinen Fälle: Ingenieur oder Zahnarzt – Bürokosten schließen früher oder später Post-Its und Schreibtischunterlagen ein.