Digitalisierung

Digitalisierung – quo vadis? (Teil 1)

Digitalisierung und Legal Tech sind buzzwords, die seit einigen Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen oder vielmehr gar nicht mehr wegzudenken sind. Gefühlt entsteht täglich irgendwo auf der Welt ein neues Startup, das den Rechtsmarkt im jeweiligen Land zu revolutionieren gedenkt.

Auch und gerade die Kanzleien kommen an dem Thema nicht mehr vorbei, wobei der Wille, auf den “Digitalisierungs- und Reformzug” aufzuspringen, doch noch immer recht unterschiedlich ausgeprägt ist. Manch Einzelanwalt empfindet den Juris-Zugang schon als das höchste der Gefühle, andere hingegen investieren bereits intensiv in Legal Tech und betreiben z.B. Plattformen zur Dokumentenerstellung u.ä. Bei Unternehmen ist es ähnlich gespalten. Die Großen sind natürlich dabei, doch bei den KMU gibt es doch noch viele, die den Kopf in den Sand stecken und vermutlich immer noch hoffen, dass sich “das mit dem Internet” nicht durchsetzt und die Blase in ein paar Jahren vorbei ist (Scherz!).

Der “Digitalisierungs-Zug”

Dabei ist das Bild vom “Digitalisierungs-Zug”, auf den man aufspringen muss, ganz gut greifbar: Der Zug nahte schon vor Jahren. Wer sich früh bereit zeigte, hatte es leichter, sich auf den nähernden Zug einzustellen. Nun ist er da. Fährt dampfend und laut tutend an uns vorbei. Wagen für Wagen. Und alle, die nicht mitwollen, ihn ungläubig anstarren oder meinen, auch später noch aufspringen zu können, haben es immer schwerer, denn die Zeit tickt. Je weiter er vorangefahren ist, desto weniger Waggons hat man zur Auswahl bzw. desto schwerer wird es, aufzuholen. Doch man muss früher oder später aufspringen, sonst sitzen irgendwann alle im Zug und man gehört zu der kleinen Gruppe buchstäblich Abgehängter, die dann anfangen müssen zu laufen, um noch mitzukommen, sprich: Dann müssen Sie sich RICHTIG anstrengen. Sonst ist für Sie und Ihr Unternehmen wirklich “der Zug abgefahren”.

Die Deutschen, die Skeptiker

In den USA und UK ist man da viel weiter. Aber was fehlt den Deutschen im Allgemeinen und den Kanzleien im Besonderen, dass wir da noch so hinterherhinken?

Bekanntermaßen sind Skepsis und ein gewisser Pessimismus hierzulande recht ausgeprägt. Und wenn das für die Deutschen im Allgemeinen gilt, dann für die Anwälte unter ihnen nochmal ganz besonders. Diese müssen noch umlernen oder vielmehr dazulernen. Eine gesunde Skepsis ist im Anwaltsalltag zur Risikominimierung sicher förderlich, doch wenn es darum geht, sich den Herausforderungen eines digitalen Transformationsprozesses zu stellen, ist sie definitiv ein Hemmschuh. Je ausgeprägter sie ist, desto problematischer, da Neuerungen und zarte Innovationspflänzlein ausgebremst werden. Wer jedoch bei der Digitalisierung nicht früher oder später mitzieht, wird (diplomatisch ausgedrückt) das Nachsehen haben, denn Skepsis erstickt Innovationsfreude.

In den USA ist das anders.

Dort steht man Herausforderungen ganz anders gegenüber. Doch so ganz langsam sickert auch in Deutschland ein Umdenken durch, jedenfalls in der Startup-Szene. Dort steht man nicht nur Herausforderungen offen gegenüber, sondern selbst das Scheitern junger Entrepreneure wird als “learning” auf sog. Fuck-up-Nights geradezu gefeiert, z.B. in Frankfurt. Das mag etwas übertrieben anmuten, die dahinter liegende Grundhaltung ist aber die richtige: “Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitermachen.” Und hier reden wir bereits vom Scheitern, was ja gar nicht eintreten muss bzw. in vielen Fällen nicht eintreten wird. Nein, wir reden davon, sich nicht erst mit potentiellem Scheitern abzufinden, sondern die Chancen zu sehen, sich offen zu zeigen und die Herausforderung Digitalisierung anzunehmen.

 

Denken Sie mal drüber nach!